Kurt Haspel dreht "Nach Amerika"
Originaldokumente und Fotos gesucht

Der burgenländische Filmemacher Kurt Haspel ("Michelle") bereitet einen Film über die große Auswanderungswelle von Österreichern nach Amerika in den 20er und 30er Jahren vor. Unter dem Titel "Nach Amerika" wird sich die 90minütige Spieldokumentation vor allem auf die burgenländischen Auswanderer jener Zeit konzentrieren, von denen noch heute Tausende in New York und Chicago leben. Nach umfangreichen Recherchen will Haspel im Herbst mit den Dreharbeiten beginnen. Derzeit ist er noch auf der Suche nach Originaldokumenten und Fotos.

Der 27jährige Kurt Haspel ist selbst Burgenländer, lebt jedoch in Linz. Vor zwei Jahren fand sein 65minütiges Spielfilmdebut "Michelle" beim renommierten Max Ophüls-Wettbewerb in Saarbrücken und bei den Österreichischen Film Tagen in Wels große Beachtung. Inzwischen arbeitetete er an Drehbüchern für die Detektivkomödie "Don Koks" und für die Spieldokumentation "Nach Amerika". Aktuell ist für ihn das Thema Auswanderung, weil sich Parallelen zu heute ziehen lassen: "Die Österreicher, die damals ihre Heimat verließen und sich auf eine unbekannte Reise begaben, taten es aus wirtschaftlichen und sozialen Gründen. Es waren dieselben Gründe, aus denen heute die Menschen in Osteuropa ihre Länder verlassen und eine neue wirtschaftliche Existenz suchen."

Zwischen 1921 und 1935 wanderten fast 72.000 Österreicher nach Übersee aus. Mit über 22.000 Personen steht das Burgenland dabei an der Spitze, gefolgt von Wien und Niederösterreich. Mit dem Film "Nach Amerika" will Kurt Haspel einigen dieser Schicksale nachspüren: "Es gibt wenig filmisches Material zu diesem Thema. Man muß bedenken, daß die Menschen eine solche Reise per dritter Klasse Eisenbahn aus Wiener Neustadt oder Wien angetreten haben, bevor sie in Bremen oder Triest einschiffen und die eigentliche Fahrt nach New York, Chicago oder Los Angeles antreten konnten." Gezeigt werden soll auch die Überfahrt selbst, die Ankunft in den amerikanischen Auffanglagern und schließlich der rauhe Alltag in den USA, die damals selbst genug Arme und Arbeitslose hatten.

Produziert wird "Nach Amerika" mit finanzieller Unterstützung durch die Kunstsektion im Bundeskanzleramt, die Kulturabteilungen der Länder Burgenland, Niederösterreich und Oberösterreich sowie durch die Stadt Linz und die Gemeinde Sauerbrunn. Zusätzlich werden noch Sponsoren gesucht. Mitarbeit erhofft sich Haspel auch von Vereinigungen der Auslandsösterreicher in Übersee. Bekanntlich leben heute mehr Burgenländer in den USA als in Österreich. Wer in Österreich über authentische Dokumente oder Fotos verfügt, der möge sich direkt an den Filmemacher wenden: Kurt Haspel, Larnhauserweg 2, 4060 Linz.

S.Pyrker, 19.06.1997


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