Filmschaffende legen
Forderungskatalog vor

Bevorstehende Novellierung des Filmförderungsgesetzes Österreichs Filmschaffenden brennt der Hut. Sie fürchten, daß ihre Bedürfnisse in der geplanten Novellierung des Filmförderungsgesetzes nicht genügend beachtet werden. In einer gemeinsamen Aussendung des Dachverbandes der österreichischen Filmschaffenden mit dem heimischen Produzentenverband heißt es: "Eile tut not, da das Filmförderungsgesetz unter Umständen ohne die Mitwirkung des Filmschaffens in den nächsten Tagen novelliert werden soll."

Im Dachverband der österreichischen Filmschaffenden sind Regisseure, Schauspieler, Cutter, Ausstatter, Drehbuchautoren und alle andere Sparten der in der Filmbranche Beschäftigten, vertreten. In der Aussendung des Dachverbandes heißt es: "Filmförderungspolitik kann nicht gegen den Willen, ohne, oder gegen die Interessen des Filmschaffens gemacht werden." In einem 19seitigen Forderungskatalog werden Maßnahmen zur Novellierung des Filmförderungsgesetzes, zur partnerschaftlichen Kooperation mit dem Fernsehen und zur Erzielung größerer Unabhängigkeit mittels privater Investoren gefordert.

Filmproduzent Norbert Blecha (Terra-Film) sagte in einem Interview mit der APA: "Viele der Forderungen sind seit Jahren evident. So ist zum Beispiel die Transparenz der Auswahlkommission seit Jahren verlangt, aber nie durchgesetzt worden. Nur daß Projekte abgelehnt werden, weil es heißt sie wären "zu kommerziell", das ist mir einfach zu wenig. Da wird man bestraft dafür, daß man einen Film macht, den die Leute auch anschauen. Dafür habe ich kein Verständnis. Ich habe immer das Gefühl, wenn ein Projekt extrem nach Kunst riecht, dann wird es realisiert. Auch das Antelprojekt "Bockerer II" wurde abgelehnt. Ich habe es dann gerettet und 85.000 Kinozuschauer beweisen, daß die Entscheidung richtig war."

Mit allen Forderungen des Papiers ist Produzent Blecha allerdings nicht einverstanden: "Unser ursprünglicher Wunsch war eine 3er Kommission, jetzt ist von fünf Personen in der Auswahlkommission die Rede. Natürlich bin ich prinzipiell für eine Stärkung der Auswahlkommission. Auch sollen jüngere Filmschaffende vermehrt zum Zug kommen. Zum Richtungsstreit zwischen Kunst und Kommerz ist zu sagen, daß ich glaube, man kann Qualität produzieren und sie trotzdem kommerziell verwerten. Eine unserer wesentlichen Forderungen ist außerdem die steuerliche Begünstigung privater Investoren. Das ist, glaube ich, auch ein Ziel des neuen Staatssekretärs Dr. Wittmann, gesetzliche Steuererleichtungen durchzusetzen. Das könnte in Österreich eine Mehrproduktion von zwanzig bis dreißig Filmen im Jahr bedeuten!"

Neben der Forderung nach mehr Transparenz in der Förderungspolitik enhält das Papier des Dachverbandes auch Vorschläge für die Kooperation mit Fernsehsendern, insbesonders dem ORF. Strikt abgelehnt wird eine "hauptsächlich von Beamten und Fernsehprogramm-Beschaffenden getragende Kabinettspolitik samt vertraulichen Absprachen". Zwar dürften "Fernsehanstalten auch Nutznieser der Filmförderungspolitik sein, es müssen ihnen jedoch Eingriffe in die Autonomie der Filmförderungsmodelle versagt bleiben." Vehement abgelehnt wird ein Stimmrecht des ORF in der Auswahlkommission: "Es wäre eine Verflachung, ja eine indirekte Zensur des Filmschaffens und die Zerschlagung seiner Vielfalt zu befürchten, sobald die Stoffauswahl durch den ORF durch von ihm erteilte oder verweigerte Geldmittel erfolgen würde."

Eine weitere Grundforderung von Kreativen und Produzenten ist die Vereinfachung der Administration:"Im Gegensatz zum Wiener Filmfinanzierungsfonds, der mit wenigen Fixangestellten auskommt, hat das Österreichische Filminstitut (ÖFI) eine dreimal so hohe Mitarbeiteranzahl, die für die bürokratischen Prozesse beschäftigt wird. Der Abbau von Bürokratie sollte auch eine Flexibilisierung der Entscheidungsprozesse ermöglichen: "Von der Einreichung bis zur Produktion braucht es in der Regel Jahre." Darüberhinaus solle der Direktor des ÖFI von künstlerischen Entscheidungen in Zukunft freigestellt werden: "Die Filmsprache ändert sich beinahe monatlich und nur wenigen Menschen gelingt es, ihre eigene künstlerische Wertehaltung nachzujustieren. Gefordert sind jedoch hochverantwortliche Managementqualtitäten, nicht Verwaltungsgeschicklichkeit".

S.Pyrker, 22.04.1997


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