"Yugofilm" im Wettbewerb
von Karlovy Vary

Mit seinem ersten Kinospielfilm "Yugofilm" gelang dem bisher als Dokumentarfilmer bekannten österreichischen Regisseur Goran Rebic der Sprung in den Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Karlovy Vary (Karlsbad). Dieses traditionsreiche Festival in Tschechien wurde 1963 gegründet und findet heuer vom 4. -12. Juli statt. In Nebenreihen werden auch die österreichischen Filme "Der Unfisch" und "Die totale Therapie" gezeigt.

"Yugofilm" mit Michael Jovanovic, Merab Ninidze und Eva Mattes in den Hauptrollen erzählt die Geschichte einer serbischen Familie in Wien. Der Krieg in der nahen Heimat trifft die Familie wie ein Schlag, und der Traum vom schönen Leben zerbricht. Sohn Sascha verschwindet in den Wirren des Bürgerkrieges und kehrt erst nach einem Jahr, entwurzelt und verändert von seinen Erlebnissen als Soldat, nach Wien und zu seiner Familie zurück.

Regisseur Goran Rebic stammt selbst aus der serbischen Teilrepublik Vojvodina. Er wurde 1968 in Vrsac, damals noch Jugoslawien, geboren und kam 1969 mit seinen Eltern nach Wien. Nach der Matura in Wien studierte er Theaterwissenschaft und besuchte die Filmakademie. Seit 1984 ist ist Rebic österreichischer Staatsbürger. Schon bisher war es in den Arbeiten des Filmemachers stets um die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und zugleich auch mit der Realität des Krieges gegangen. Seine Dokumentarfilme "Durch die langen Jahre" und "Am Rande der Welt" zeigten 1991 und 1992 das Leben in der georgischen Hauptstadt Tiflis im Jahr der Unabhängigkeit und zwölf Monate später, während des Bürgerkrieges.

Der Titel seines neuen Films "Jugofilm", so Goran Rebic, sei ein vehementer Hinweis auf die Identität von Menschen, die aus dem früheren Jugoslawien kommen: "Diese Menschen verbinden mit dem Wort Jugo viele gemeinsame Begriffe aus ihrer einst multikulturellen Gesellschaft und nicht zuletzt bezeichnet es auch ihre Herkunft."

Vom Dokumentarismus wandte sich der Regisseur und Autor bewußt ab: "Obwohl damals alles in mir danach drängte, konnte ich keinen dokumentarischen Film über die schrecklichen Ereignisse in meiner Heimat machen. Im Spielfilm ist es möglich, exemplarisch eine serbische Familie zu zeigen mit ihrem bis vor kurzem noch intakten Mikrokosmos. Und obwohl der Film nicht autobiographisch ist, drückt er doch meinen Zorn und meine Trauer über die patriachalische Vatergesellschaft des ehemaligen Jugoslawien aus. Zugleich habe ich dem kleinen Milan, der Erzählerfigur im Film, Hoffnung mitgegeben. Er wird es anders machen als sein Vater und sein Bruder."

In Karlovy Vary erlebt der in Deutsch und Serbokroatisch gedrehte "Yugofilm" seine Welturaufführung. Die eigentliche Kinopremiere wird jedoch am 17. September in Belgrad stattfinden, die Wiener Premiere ist für den 8. Oktober geplant. Produziert wurde der Film von der Wiener Lotus-Film aus Mitteln des Österreichischen Filminstituts (ÖFI), des ORF/Film-Fernsehabkommens und des Wiener Filmfinanzierungsfonds (WFF).

Zwei weitere österreichische Spielfilme werden beim Festival in Karlsbad die österreichischen Farben vertreten. Die romantische Komödie "Der Unfisch" von Robert Dornhelm" läuft in der Reihe "Horizont" und die schwarze Thrillerkomödie "Die totale Therapie" von Christian Frosch wird in der Reihe "Der andere Blick" gezeigt.

S.Pyrker, 25.06.1997


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