Zum 50. Geburtstag
von Milan Dor

Am Mittwoch, 25. Juni 1997 feierte der in Wien geborene Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent Milan Dor seinen 50. Geburtstag. Mit den Kinofilmen "Malambo" und "Pink Palace, Paradise Beach" sowie zahlreichen Fernsehproduktionen und unzähligen Drehbüchern zu bekannten heimischen Filmen machte sich der Sohn des Literaten Milo Dor einen eigenen Namen in Österreich. Seine 1988 zusammen mit Danny Krausz gegründete Dor-Film produzierte die Kinohits "Indien", "Schlafes Bruder", "Tempo" und "Die Ameisenstraße" und ist Coproduzent der zurzeit in Wien stattfindenden Dreharbeiten zu "Comedian Harmonists".

Milan Dor wurde am 25. Juni 1947 in Wien geboren und wuchs in Belgrad auf. Bereits als Jugendlicher begann er kurze Filme zu drehen und schrieb sich nach der Matura an der Belgrader Filmschule ein. 1965 ging Dor nach Wien, wo an der Filmakademie Regie und Drehbuch studierte. Schon während des Studiums und anschließend arbeitete Dor als Regieassistent u.a. für Fritz Lehner bei der ORF- Produktion "Das Dorf an der Grenze" und bei Peter Patzaks Kinofilm "Kassbach" mit. Milan Dor hat "die Praxis immer als vorrangig empfunden, die Filmhochschule war nur eine Ergänzung dazu."

1984 drehte Milan Dor seinen ersten Kinospielfilm "Malambo" mit Klaus Rohrmoser in der Hauptrolle als junger Entfesselungskünstler, der dem großen Houdini nacheifert. Die poetische Komödie wurde zu einem der größten heimischen Filmerfolge der 80er Jahre. "Malambo" wurde mit Auszeichnungen geradezu überhäuft, gewann den Großen Preis von Mannheim, eröffnete das Max Ophüls- Festival in Saarbrücken und wurde von österreichischer Seite als Beitrag zum Auslandsoscar ins Rennen geschickt. Amerikas großes Showbiz-Magazin "Variety" schwärmte von "Malambo" in den höchsten Tönen und nannte den Film "eine österreichische Version von Fellinis "La Strada".

Nach diesem ersten großen Kinoerfolg arbeitete der Regisseur wieder hauptsächlich für das Fernsehen. Einerseits, so Milan Dor, "weil ich Angst hatte, die Erwartungen beim nächsten Film nicht erfüllen zu können. Andererseits waren die TV-Angebote einfach verlockend." So entstanden in den 80er Jahren u.a. der 60minütige Dokumentarfilm "Ich bin Kolaric – Wer bist du?", der 40minütige Fernsehfilm "Divertimento", die "Tatort"-Folge "Der Schnee vom vergangenen Jahr" und die TV- Filme "Die grünen Fensterläden" und "Augustos Tod" nach Büchern von Georges Simenon.

In Zusammenarbeit mit seinem Vater Milo Dor drehte Milan Dor auch Landschafts- und Städteportraits, darunter "Venedig", "Toskana", "Lombardei" und "Triest" für das Fernsehen. "Diese Reiseberichte führten uns in die Gebiete der ehemaligen K.u.K.- Monarchie, das war eine wunderbare Zusammenarbeit mit meinem Vater. Doch jetzt ist dieses Thema ausgereizt und derzeit gibt es keine gemeinsamen Pläne."

1990 realisierte Milan Dor seinen zweiten Kinofilm, die melancholische Komödie "Pink Palace, Paradise Beach", die beim Max Ophüls-Festival in Saarbrücken gezeigt wurde und bei uns das Prädikat "sehenswert" erhielt. Zusätzlich schrieb, drehte und produzierte Dor "Internationale Zone", einen TV-Spielfilm nach einem Buch seines Vaters und die Dokumentation "Josef Hader – ganz privat". Als Produzent der 1988 zusammen mit dem Produktionsleiter Danny Krausz in Wien gegründeten "Dor-Film" betreute er u.a. den Kinofilm "Indien" und schrieb die Drehbücher für den Kinderfilm "Das sprechende Grab" und den Kinospielfilm "Vater, lieber Vater" (Regie Leopold Huber).

Im Vorjahr schrieb Milan Dor auch das Drehbuch zum Spielfilm "Blutrausch", der unter der Regie von Thomas Roth bereits abgedreht wurde. Der Kinofilm mit "Ostbahn-Kurti" Willi Resetaris hat Mitte September in Wien Premiere. Ebenfalls im Herbst starten ORF und Pro7 die Kinderserie "Die Knickerbockerbande", zu der Dor die Drehbücher für zwölf Folgen zu je 25 Minuten und einem längeren Weihnachtsspecial geschrieben hat. In letzter Zeit hat sich der umtriebige Autor von seiner Produzenten-Tätigkeit stark zurückgezogen: "Ich bin praktisch nur noch Teilhaber der Dor-Film und mache ab und zu dramaturgische Beratung. Ich wollte den Kopf freibekommen für eigene Projekte."

Derzeit arbeitet Milan Dor am Drehbuch für die Verfilmung des Edith Kneifl-Romans "Triestiner Morgen", einem psychologischen Krimi. Zusätzlich wälzt er Pläne für einen Kinofilm unter eigener Regie: "Ich kann zu diesem Projekt noch nichts sagen. Vorerst ist es mehr ein Gefühl in meinem Kopf. Auf jeden Fall denke ich an eine unkonventionelle Komödie mit neuen filmischen Formen. Ich glaube, daß das amerikanische Kino in den letzten Jahren in seiner Bild- und Formensprache so dominant geworden ist, daß von dem, was im europäischen Kino einmal innovativ war, fast nichts mehr vorhanden ist."

Für die Zukunft des österreichischen Films hofft Milan Dor, "daß wir mehr Möglichkeiten bekommen, aus dem Vollen zu schöpfen, um nicht immer am unteren Limit arbeiten zu müssen."

S.Pyrker, 25.06.1997


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