Zum 75. Geburtstag
von Georg Marischka

Am 29. Juni feiert der in Wien geborene und heute in München lebende Regisseur, Autor und Schauspieler Georg Marischka seinen 75. Geburtstag. Seine größten Regieerfolge feierte er in den 50er und 60er Jahren mit O.W. Fischer-Filmen wie "Hanussen" oder "Axel Munthe, der Arzt von San Michelle". In den 60er Jahren schrieb Marischka Drehbücher für aufwendige Karl May-Verfilmungen wie "Der Schut" oder "Der Schatz der Azteken" mit Lex Barker. Seit den 70er Jahren ist Marischka hauptsächlich als Darsteller in deutschen Produktionen für Film und Fernsehen tätig, er spielte aber auch unter der Regie von österreichischen Regisseuren wie Axel Corti oder Franz Antel.

Georg Marischka entstammt einer bekannten österreichischen Filmfamilie. Sein Vater Hubert und dessen jüngerer Bruder Ernst Marischka drehten schon in der Stummfilmzeit gemeinsam Filme, z.B. 1912 "Der Millionenonkel" mit Alexander Girardi. Hubert und Ernst Marischka gehörten zum Kreis um Sascha Kolowrat, dem Begründer der österreichischen Filmindustrie. Beide waren bis weit in die 50er Jahre in allen Filmsparten tätig, als Autor, Regisseur und Darsteller. Ernst Marischka ist Regisseur der berühmten "Sissi"-Trilogie, die Romy Schneider zum Star machte. Hubert Marischka hatte zwei Söhne, Franz und Georg, die ebenfalls beide eine Filmlaufbahn einschlugen.

Georg Marischka wurde 1922 in Wien geboren und begann seine Karriere 1940 als Volonteur und Regieassistent bei Willi Forst, Gustav Ucicky und Theo Lingen. Für seinen Onkel Ernst Marischka arbeitete er außerdem als Cutter. Während des Zweiten Weltkrieges war Georg Marischka von 1943 bis 1945 als Widerstandskämpfer inhaftiert. Seine dadurch unterbrochene Karriere setzte er nach dem Krieg als Autor, Regisseur und Darsteller für deutsche und österreichische Filmproduktionen fort. In den frühen 50er Jahren realisierte er als Regisseur seine ersten musikalischen Lustspiele und Operettenfilme, 1955 führte er zusammen mit O.W. Fischer Regie im Historiendrama "Hanussen".

Damit begann eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit O.W. Fischer, die Regisseur und Darsteller 1959 mit der Gaunerkomödie "Peter Voss, der Held des Tages" fortsetzten. 1960 drehte das Team für die Wiener Sascha-Film die ironische Komödie "Mit Himbeergeist geht alles besser" nach einem Buch von Johannes Mario Simmel. Marischka erhielt dafür 1961 den Österreichischen Bundesfilmpreis. 1962 spielte O.W. Fischer unter der Regie von Georg Marischka "Axel Munthe, der Arzt von San Michele".

Neben seiner Zusammenarbeit mit O.W. Fischer drehte Marischka 1958 auch das Starlustspiel "Die Sklavenkarawane", sein erstes Karl May-Spektakel mit Georg Thomalla und Theo Lingen in den Hauptrollen. Die Themenwahl erwies sich als Glücksgriff, denn in den kommenden Jahren spülte die Karl May-Welle über Deutschlands Leinwände und zahlreiche Bücher dafür stammten aus der Feder von Georg Marischka: "Der Schut" (1964), "Der Schatz der Azteken" (1965), "Die Pyramide des Sonnengottes" (1965). Regie führte bei diesen aufwendigen europäischen Coproduktionen Robert Siodmak, in der Hauptrolle machte Lex Barker eine steile Karriere.

Nach einer weiteren Karl May-Verfilmung unter seiner eigenen Regie verlegte sich Georg Marischka Ende der 60er Jahre auf das Schauspielen. Unter anderem war er 1972 in Volker Schlöndorffs "Strohfeuer" und 1975 in der Simmel-Verfilmung "Lieb Vaterland, magst ruhig sein" zu sehen. 1976 stand er neben William Holden und Franco Nero in "Die 21 Stunden von München" vor der Kamera, einer amerikanischen Verfilmung des Terrorüberfalls auf israelische Sportler im Olympiastadion von München 1972.

Es folgten Rollen im US-Thriller "The Boys from Brazil" (1977) oder in deutschen TV-Serien wie "Der ganz normale Wahnsinn". Auch in österreichischen Filmen war Georg Marischka als Darsteller zu sehen. 1986 spielte er unter der Regie von Axel Corti im ersten Teil von dessen Trilogie "Wohin und zurück". Zuletzt war er 1994 in Franz Antels Film "Mein Freund der Lipizzaner" an der Seite von Sascha Wussow und Jenny Jürgens im Einsatz.

S.Pyrker, 20.06.1997


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