Zum 50. Geburtstag
von Reinhard Schwabenitzky

Er hat gleich am Beginn seiner Karriere mit dem "Mundl" Fernsehgeschichte geschrieben und ist heute der erfolgverwöhnteste Kino- und TV-Regisseur des Landes - Reinhard Schwabenitzky, geboren 1947 in Rauris, ist am 23. April fünfzig Jahre alt geworden. Der Salzburger will auch in Zukunft seinem Erfolgsrezept "Engagement ja, aber mit viel Unterhaltungswert" treu bleiben. Derzeit stellt er die sechste Folge der Politsatire "Ein idealer Kandidat" fertig, im Sommer will er mit den Dreharbeiten zu seiner nächsten Kinokomödie mit dem Titel "Eine fast perfekte Scheidung" starten.

Reinhard Schwabenitzky absolvierte die Wiener Filmhochschule in den Fächern Kamera und Regie und assistierte bei Axel Corti, Otto Schenk und Bernhard Wicki. Nach ersten Fernsehfilmen, darunter "Kleinere Taschenkunststücke" nach H.C.Artmann und "Der Einstand" nach Gernot Wolfgruber, kam 1974 der erste große TV-Erfolg mit "Ein echter Wiener geht nicht unter". Danach drehte Schwabenitzky in Deutschland Serienhits wie "Büro, Büro", "Tour de Ruhr" oder "Der ganz normale Wahnsinn". Mit dem deutschen Paradekomiker Didi Hallervorden entstanden die Kinokassenschlager "Der Doppelgänger" (1983) und "Der Experte" (1987).

Nach der internationalen Produktion "Summertimeblues" (1988) kehrte Schwabenitzky 1990 wieder nach Salzburg zurück, wo er seither lebt und arbeitet. Zusammen mit dem Wiener Produzentenpartner Reinhard Pyrker betreibt Schwabenitzky seine eigene Produktions- und Verleihfirma Star-Film.

In den Filmen und Fernseharbeiten von Reinhard Schwabenitzky spielen Gefühle und Humor eine große Rolle, meist in Verbindung mit einem engagierten Thema. Von oberlehrerhafter Vermittlung hält der Regisseur allerdings gar nichts, auch nicht von schenkelklopfendem Humor: "Ich glaube, daß alles was Kunst ist, zugleich auch Unterhaltung ist. Der Unterschied ist, ob man viele Menschen damit unterhält oder wenige. Die Geschmäcker sind verschieden, daher gibt es die sogenannte Massenware und die sogenannte hohe Kunst. Wichtig ist, daß sich der Zuschauer nicht langweilt".

Auch und besonders in Schwabenitzky's Kinofilmen der letzten Jahre standen einander Unterhaltung und gesellschaftspolitisches Anliegen nie im Wege. Gegen Ausländerfeindlichkeit ging es in "Ilona und Kurti", für die Emanzipation der Frau setzte sich "Verlassen Sie bitte Ihren Mann" ein, während "Ein fast perfekter Seitensprung" gegen den familiären Druck protestierte und schließlich "HannaH" die beängstigende Lebendigkeit der Neonazi-Szene zum Thema hatte.

Reinhard Schwabenitzky ist mit der Schauspielerin Elfi Eschke verheiratet. Sie ist in den Kinofilmen ihres Mannes oft in Hauptrollen zu sehen, erst vor wenigen Wochen erhielt sie beim Internationalen Filmfestival in Santa Barbara (USA) den Darstellerpreis für den Politthriller "HannaH". Dieser mehrfach preisgekrönte und mit US-Kritikerlob bedachte Kinofilm läuft seit einigen Monaten auf zahlreichen US-Festivals und wurde soeben auch zu internationalen Filmfestivals nach London, Haifa, Sydney und Melbourne eingeladen.

Die positiven Auslandserfahrungen sind für Schwabenitzky wichtiges Indiz für den Umgang mit dem Filmschaffen im eigenen Land: "Kritik ärgert mich immer dann, wenn sie gehässig und bösartig ist. Weil hinter solchen Kritiken ja meist ein Politikum steht, das sehr viel mit Neid und der Unfähigkeit der Kritiker zu tun hat. Auch ein Machtfaktor steckt da mit drin. Denn wenn einer das Publikum zu sehr erreicht, dann entgleitet er dem Machteinfluß der Kritik. Das schlimmste, was einem hierzulande passieren kann, ist Erfolg. In den USA gehen Kritiker viel offener an einen Film heran. Dort ist Erfolg auch etwas wert, bei uns ist er fast eine Art von Selbstmord."

Derzeit dreht Reinhard Schwabenitzky in Vöcklabruck für den ORF die sechste Folge der Politkomödie "Ein idealer Kandidat". Vor der Kamera agiert wieder Herbert Fux, an seiner Seite spielen die Publikumslieblinge Heinz Petters, Ilse Neubauer, Johannes Seilern, Karl Friedrich und viele andere. Die Ausstrahlung ist für Herbst und Winter 97/98 geplant.

Während die Arbeiten an der "Kandidat"-Serie in die Endphase gehen, bereitet der Regisseur bereits seinen nächsten Kinofilm vor. "Eine fast perfekte Scheidung" wird die Fortsetzung eines der erfolgreichsten österreichischen Filme der letzten Jahre: "Ein fast perfekter Seitensprung" lockte 1995 über 150.000 Besucher in die heimischen Kinos und wird im Mai vom ORF ausgestrahlt. Diesen Erfolg hofft Schwabenitzky nun mit der Fortsetzung wiederholen zu können. Dabei wird es ein Wiedersehen mit den Hauptdarstellern Elfi Eschke und Andreas Vitasek geben.

Noch ist allerdings die Finanzierung des neuen Projekts ungewiß: "Der Erfolg nützt nichts. Man muß immer wieder diese sinnlosen Kämpfe führen, um wieder etwas drehen zu können. Man kann in Österreich gar nicht über die Zukunft reden, weil man nie weiß, wer einen gerade auf der Abschußliste hat", meint Schwabenitzky und engagiert sich auch in der aktuellen Debatte um eine zeitgemäße Filmförderung: "Der österreichische Film darf nicht wieder in der Versenkung verschwinden. In der Förderung geht es ja weniger darum, die Filmsituation an sich zu verbessern. Die Filmschaffenden wollen nicht gute Filme machen, sondern ihre Position verbessern. Und die Politiker und Parteien haben noch immer nicht begriffen, daß Film ein Wirtschaftsfaktor ist".

S.Pyrker, 23.04.1997


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